Homophobie im Sport ist nach wie vor ein großes Thema – dass aber sogar Surfer, die ja eigentlich als alternativ und offen gelten, schwule Wellenreiter diskriminieren, hättest du wohl nicht gedacht. Ein Franzose setzt sich jetzt dagegen ein.
Article published by reisereporter.de – Written by Justus Wildhagen
Thomas Castets ist schwul, und er surft. Als der gebürtige Franzose, der mittlerweile in Sydney lebt, vor acht Jahren auf der Suche nach anderen homosexuellen Surfern war, verlief seine Recherche erfolglos. Deshalb beschloss er 2010, selbst eine Gemeinschaft für homosexuelle Surfer zu gründen, die „Gay Surfers Community“.
Thomas Castets kann richtig gut surfen und schreckt auch vor großen Wellen nicht zurück.
Thomas Castets kann richtig gut surfen und schreckt auch vor großen Wellen nicht zurück. Foto: OUT in the Line-Up
Gay Surfers Community
Thomas rief 2010 eine Website ins Leben, auf der sich in kürzester Zeit mehrere Tausend Surfer registrierten – der Großteil von ihnen ist homosexuell. In unterschiedlichen Foren können sich die Mitglieder zu gemeinsamen Surf-Sessions verabreden, sich über ihre Erfahrungen in der Surfszene austauschen und gemeinsam Events organisieren, um die Diskriminierung homosexueller Surfer zu thematisieren und zu bekämpfen.
Die „Gay Surf Community“ wächst beständig. (Symbolfoto)
Die „Gay Surf Community“ wächst beständig. (Symbolfoto) Foto: OUT in the Line-Up
<h1>Homophobie in der Surf-Community</h1>
Sexismus und Homophobie spielen in der Surfwelt tatsächlich eine große Rolle: Es gibt eine Männer- und eine Frauen-Welttour. Das ganze Jahr über reisen die besten Surfer um die Welt, um in unterschiedlichen Ländern gegeneinander anzutreten. Dabei ist auffällig, dass die Männer viel mehr Preisgeld kassieren als die Frauen (was du auch auf der Homepage des Veranstalters nachlesen kannst). Von homosexuellen Surfern ist während dieser elitären Prestige-Events nie die Sprache.
Die Welttournee ist elitär – Homosexualität im Sport kommt hier nicht zur Sprache. (Symbolfoto) Foto: imago/IP3press
Dabei gibt es selbstverständlich schwule und lesbische Surfer, die sich aber nur selten in die Öffentlichkeit trauen – aus Angst vor Diskrimierung und platzenden Sponsoren-Deals. Genau das erlebte die Profi-Surferin Keala Kennely aus Hawaii.
Keala Kennelly surft riesige Wellen – in der Surfszene war ihr Coming-out aber ein Problem. Foto: Facebook/Keala Kennelly
Dem „Guardian“ berichtete sie, dass sie ihre Homosexualität jahrelang verschwieg, um für die Surfindustrie „vermarktbar“ zu bleiben. Nur so konnte sie eine erfolgreiche Surfkarriere machen, behauptet sie in dem Interview. Als sie sich schließlich outete, war das in der Tat ein Dämpfer für ihren finanziellen Erfolg, an ihrer herausragenden Leistung änderte das aber logischerweise nichts.
Anti-Homophobie-Film: „OUT in the Line-up“
Ähnliche Erfahrungen machte der Australier Ian Thomson. Um die Diskriminierung homosexueller Surfer in dieser von Männern dominierten Sportart sichtbar zu machen, drehte er 2014 den Film „OUT in the Line-up“.
Ian ist selbst schwul und bemerkte, wie die Alphamännchen der Surfszene ihn beleidigten und keinesfalls akzeptierten, wie er dem „Guardian“ mitteilte.
Der Film „OUT in the Line-up“ begleitet homosexuelle Surfer auf der ganzen Welt. Foto: OUT in the Line-Up
Sein Film, den übrigens Thomas Castets von GaySurfers.net produziert hat, begleitet unterschiedliche homosexuelle Surfer auf der ganzen Welt und erzählt deren „Geschichten über Angst, Isolation und Selbstzweifel“, wie es auf der Homepage des Films heißt.
„OUT in the Line-up“ hat bereits mehrere Filmpreise gewonnen und wurde als bester Film der Filmfestivals in Sydney, Byron Bay und San Diego gekürt.
Sowohl Castets als auch Thomson hoffen, dass mehr Surfer auf die Anti-Diskriminierungs-Welle aufspringen, sie größer machen und um die ganze Welt laufen lassen.